Bügel-Gate: Carqueville will Gegner und Befürworter versöhnen

SPD-OB-Kandidatin setzt auf breit angelegte Werbekampagne für Verkehrswende

 

Die SPD-OB-Kandidatin Dr. Isabel Carqueville verurteilt die gewaltsame Beseitigung von Fahrradbügeln durch Unbekannte in der Stadt. „Vandalismus ist kein Aktivismus“, sagte Carqueville am Dienstag in Kassel. Doch alle Fahrrad- und Autofahrer in Kassel wüssten, dass sich der „Bügel-Gate“ in Kassel sich schon länger angekündigt hatte. „Die Aggression auf der Straße steigt zusehend. Viele Autofahrer fühlen sich durch die rapiden Veränderungen überfordert und vor den Kopf gestoßen. Stellen sie sich vor, sie wollen zwar weniger Auto fahren, aber sind beruflich zwingend darauf angewiesen. Diese Menschen müssen wir erreichen! Der Bügel-Gate muss ein Weckruf sein, die Wandel auf unseren Straßen viel gründlicher zu kommunizieren. Wir dürfen die Menschen nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen. Im Zweifel heißt das, Straßenzug für Straßenzug Hausbesuche zu machen, Versammlungen zu veranstalten und Werbe- und Hinweisplakate zu anstehenden Maßnahmen aufzuhängen“, erklärt die 39-jährige ihr Konzept eines Kasseler Verkehrsfriedens.

Deshalb sei der erste Punkt ihres 100-Tage-Programms seit Beginn ihrer Kampagne ein Kasseler Verkehrsfrieden. „Wir müssen zuerst auf gesamtstädtischer Ebene und dann mit einer Strategie bis auf die Ebene einzelner Straßen heruntergebrochen nicht nur politische Akteure, sondern nach Möglichkeit jeden Bürger und jede Bürgerin mitnehmen und überzeugen. Wenn wir schon bei Fahradbügeln Probleme haben, wie sollen wir dann jemals echte Fortschritte machen oder beispielsweise Modalschranken bauen?“, betont Carqueville. Modalschranken bilden für Autos undurchlässige Sackgassen, die für Fahrradfahrer aber durchlässig sind. „Der Bügel-Gate zeigt, wie eindimensional diese monumentalen Veränderungen aktuell noch kommuniziert werden. Das muss besser laufen in Zukunft. Was ist mit den Menschen, die kein Fahrrad fahren können aus gesundheitlichen Gründen? So wie ich selbst zum Beispiel. Was ist mit den Menschen, die auf ihr Auto aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen zwingend angewiesen sind? Wir rufen noch mehr Blockaden hervor, wenn das Rathaus nach der Wahl versuchen würde, Veränderungen einseitig zu erzwingen.“

Carqueville betont, dass das Ziel langfristig sein muss, dass sehr schnell möglichst viele Menschen auf ihr Auto verzichten könnten. „Die Frage ist schon lange nicht mehr, ob wir diesen Weg gehen, sondern wie wir ihn beschreiten können. Wir brauchen eine mitnehmende Rathauspolitik, die die Ängste und Sorgen der Menschen angesichts dieser Veränderungen ernst nimmt und auch tatsächlich darauf reagiert. Eine Anti-Autokampagne hilft uns nicht“, sagt Carqueville.